Ein Mann fand das Ei eines Adlers und legte es in das Nest einer Hinterhofhenne.
Das Adlerjunge schlüpfte mit der Kükenbrut und wuchs mit ihnen auf. Sein Leben lang tat der Adler, was die Hinterhofhühner auch taten, denn er dachte,er sei ein Hinterhofhuhn.
Er scharrte auf der Erde nach Würmern und Insekten. Er gluckste und gackerte.
Er schlug mit den Flügeln, um ein paar Meter in die Luft zu flattern.
Die Jahre vergingen, und der Adler wurde sehr alt.
Eines Tages sah er weit über sich am wolkenlosen Himmel einen prachtvollen Vogel,der anmutig und majestätisch auf dem kräftigen Wind dahin segelte,und dabei kaum die großen goldenen Schwingen bewegen musste.
Der alte Adler sah in ehrfürchtigem Staunen auf. „Wer ist das?“ fragte er. „Das ist der Adler, der König der Vögel“, sagte seine Nachbarhenne. „Er gehört dem Himmel. Wir gehören dem Boden – wir sind Hühner.“ So
lebte und starb der Adler als Huhn, denn er war das, wofür er sich hielt.
(Anthony de Mello)
Ein Steinmetz saß am Fuße eines mächtigen Berges und bearbeitete in der Hitze der Mittagssonne einen Felsen.
Es war sehr anstrengend und er schaute nach oben und sprach: „Lieber Gott, was bin ich für ein armer Mann. Könnte ich doch die Sonne sein, die auf alles scheint, dann ginge es mir immer gut.“
Er hatte diesen Wunsch gerade ausgesprochen, da wurde er die Sonne.
Nun stand er hoch oben am Himmel und schien auf alles herab und freute sich.
Plötzlich kamen Wolken auf und versperrten ihm die Sicht auf die Erde. „Lieber Gott,“ sagte er „was nutzt es mir die Sonne zu sein, wenn die Wolken mächtiger sind – könnte ich doch die Wolken sein!“
Es dauerte nicht lange und er war die Wolken und zog gemächlich über die Erde. Ein Sturm kam auf und trieb die Wolken auseinander. „Lieber Gott, wenn der Sturm mächtiger ist, so möchte ich lieber der Wind sein,
der über die Erde weht.“
Er wurde der Wind, wehte über die Erde und freute sich an seiner Kraft. Plötzlich wurde er von einem hohen Berg aufgehalten. Der Wind brach sich an dem mächtigen Berg. „Lieber Gott, so stark und so mächtig möchte
ich sein, dass ich sogar den Wind aufhalten kann.“
Er wurde zu dem hohen Berg und stand majestätisch da. Auf einmal merkte er, wie unten an seinem Fuße jemand saß und hämmerte ...
Ein alter Mann lebte in einem Dorf. Er war sehr arm, aber er hatte ein wunderschönes weißes Pferd. Viele boten ihm viel Geld für das Pferd. Aber der Mann sagte: „Das Pferd ist mein Freund und wer würde denn seinen Freund
verkaufen?“
Eines Tages fand er sein Pferd nicht im Stall.
Das ganz Dorf versammelte sich und die Leute sagten: „Du dummer alter Mann! Wir haben gewusst, dass das Pferd eines Tages gestohlen würde. Es wäre besser gewesen, es zu verkaufen. Welch ein Unglück für dich!“
Der alte Mann sagte: „Geht nicht so weit, das zu sagen. Sagt einfach: Das Pferd ist nicht im Stall. Das ist Tatsache. Alles andere ist Urteil. Ob es ein Unglück ist oder ein Segen, weiß ich noch nicht.“
Die
Leute lachten den Alten aus.
Aber nach 15 Tagen kehrte das Pferd wieder zurück. Es war nicht gestohlen worden, sondern in die Wildnis ausgebrochen. Und es brachte ein Dutzend wilder Pferde mit.
Wieder kamen die Leute und sagten: „Du hattest recht. Es war kein Unglück. Es hat sich tatsächlich als Segen erwiesen.“
Der Alte entgegnete: „Wieder geht ihr zu weit. Sagt einfach: Das Pferd ist zurück. Wer weiß, ob das ein Segen ist oder nicht. Ihr lest nur einen einzigen Satz in einem Buch. Wie könnt ihr über das ganze Buch urteilen?“
Der
alte Mann hatte einen einzigen Sohn. Der begann, die Wildpferde zu trainieren.
Schon eine Woche später fiel er vom Pferd und Brach sich die Beine.
Wieder kamen die Leute und wieder urteilten sie.
Sie sagten: „Wieder hattest du unrecht! Es war ein Unglück. Dein einziger Sohn kann nun seine Beine nicht gebrauchen, und er war die einzige Stütze für dich in deinem Alter. Jetzt bist du ärmer als je zuvor.“
Der Alte antwortete: „Ihr seid besessen vom Urteilen. Sagt nur, dass mein Sohn sich die Beine gebrochen hat. Niemand weiß, ob dies ein Unglück oder ein Segen ist. Das Leben kommt in Fragmenten und mehr können wir
zur Zeit nicht sehen.“
Es ergab sich, dass das Land nach ein paar Wochen einen Krieg begann. Alle jungen Männer des Ortes wurden zwangsweise zum Militär eingezogen. Nur der Sohn des alten Mannes blieb zurück, weil er verkrüppelt war.
Alle wussten, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen war und dass niemand zurück kehren würde.
Sie kamen zu dem alten Mann und sagten: „Du hattest recht. Es hat sich als Segen erwiesen. Dein Sohn ist zwar verkrüppelt, aber immerhin ist er am Leben und er ist bei dir. Unsere Söhne sind für immer fort.“
Der alte Mann antwortete wieder: „Ihr hört nicht auf zu urteilen. Sagt nur: Man hat eure Söhne in die Armee eingezogen und meinen Sohn nicht. Doch nur Gott und nur die Zeit weiß, ob dies ein Unglück oder ein Segen
ist.“
Aus: Rajneesh Neo-Tarot
In dieser Geschichte wird von den Göttern erzählt, die zu entscheiden hatten, wo sie die größte Kraft des Universums ablegen sollten, und zwar so, dass der Mensch sie nicht finde, bevor er dazu reif sei, sie verantwortungsbewusst
zu gebrauchen. Ein Gott schlug vor, sie auf der Spitze des höchsten Berges zu verstecken. Aber die Götter erkannten, dass der Mensch den höchsten Berg ersteigen und somit die größte Kraft des Universums zu früh finden
würde.
Ein anderer Gott sagte:” Lass uns doch die Kraft auf dem Grund des Meeres verstecken !” Wieder erkannten sie, dass der Mensch auch diese Region erforschen und die größte Kraft des Universums finden würde, bevor
er dazu reif ist.
Schließlich sagte der weiseste Gott:” Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns doch die größte Kraft des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort niemals danach suchen, bevor er nicht
reif genug ist, den Weg nach innen zu gehen.”
Und so versteckten die Götter die größte Kraft des Universums im Menschen selbst.
Und dort befindet sie sich immer noch.
Es war einmal ein Ehepaar, das einen 12jährigen Sohn und einen Esel hatte. Sie beschlossen zu verreisen, zu arbeiten und die Welt kennen zulernen. Zusammen mit ihrem Esel zogen sie los.
Im ersten Dorf hörten sie,
wie die Leute redeten: "Seht Euch den Bengel an, wie schlecht er erzogen ist...er sitzt auf dem Esel und seine armen Eltern müssen laufen."
Also sagte die Frau zu ihrem Mann: "Wir werden nicht zulassen, dass die Leute schlecht über unseren Sohn reden."
Der Mann holte den Jungen vom Esel und setzte sich selbst darauf.
Im zweiten Dorf hörten sie die Leute folgendes sagen: "Seht Euch diesen unverschämten Mann an, er lässt Frau und Kind laufen, während er sich vom Esel tragen lässt."
Also ließen sie die Mutter auf das Lastentier steigen und Vater und Sohn führten den Esel. Im dritten Dorf hörten sie die Leute sagen: "Armer Mann! Obwohl er den ganzen Tag hart gearbeitet hat, lässt
er seine Frau auf dem Esel reiten. Und das arme Kind hat mit so einer sicher auch nichts zu lachen!"
Also setzten sie ihre Reise zu dritt auf dem Lastentier fort.
Im nächsten Dorf hörten sie die Leute sagen: "Das sind ja Bestien im Vergleich zu dem Tier, auf dem sie reiten. Sie werden dem armen Esel
den Rücken brechen!" Also beschlossen sie, alle drei neben dem Esel herzugehen.
Im nächsten Dorf trauten sie ihren Ohren nicht, als sie die Leute sagen hörten: "Schaut euch die drei Idioten mal an. Sie
laufen, obwohl sie einen Esel haben, der sie tragen könnte!"
Fazit:
Die anderen werden dich immer kritisieren und über dich lästern und es ist nicht einfach, jemanden zu treffen, der dich so akzeptiert wie du bist.
Deshalb:
Leb so, wie du es für richtig hältst und geh, wohin dein Herz dich führt.